Jubiläum der Capeller Schule
Erstklässler erkunden Ausstellung im Heimathaus
CAPELLE Hosenträger,
Kopftuch, Flechtfrisur: Die Erstklässler der Grundschule Capelle
haben sich schick gemacht. Sie wollen den Schulalltag ihrer Vorfahren erkunden,
natürlich in passender Kleidung. Nicht nur die hat sich im Laufe der
Jahrhunderte verändert.Von Anne Petersohn
Gespannt verfolgten die
Erstklässler, was ihnen Josef Rößmann vom
Heimatverein über die Capeller Schulgeschichte
erzählte. (RN-Foto Petersohn)
Dicht gedrängt sitzen sie auf den schmalen Holzbänken – so, wie es schon
ihre Großeltern und deren Vorfahren getan haben. „Wir wollen nachempfinden, wie
ein Schultag früher ausgesehen hat – und dazu gehört auch die passende
Kleidung“, sagt Lehrerin Birgit Holtenborg.
In sechs Reihen haben sich die Erstklässler der
Grundschule Capelle im Heimathaus aufgebaut. Es ist
still – alle Augen sind auf Josef Rößmann gerichtet.
Der steht am Pult und redet. Mit einfachen Worten erklärt der Experte des
Heimatvereins, wie sich der Unterricht im Laufe der Jahre verändert hat. Die
Kinder können es hören – und sehen. Denn für die Ausstellung zum 350-jährigen
Schuljubiläum ist das Heimathaus wie ein altes Klassenzimmer eingerichtet
worden.
Wenig Platz in der Bank
„Wenn ihr heute alleine auf einem Stuhl sitzen
dürft, dann habt ihr ganz schön viel Platz“, sagt Rößmann
mit Blick auf die eng besetzten Bankreihen. Dann holt er die ersten Schätze
hervor: Schiefertafel, Waschschüssel, Lederranzen – diese Dinge sind den
Kindern im Schulalltag noch nie begegnet. Voller Eifer greift Leandra zu einem alten Lesebuch, versucht, die Buchstaben
in Sütterlin zu entziffern. Elina winkt ab: „Das ist
ganz alte Schrift, die kann man nicht lesen.“
Andere Bereiche können sich die Kinder sehr wohl
erschließen. In einer Projektwoche beschäftigen sie sich mit der Geschichte
ihrer Schule. „Wir lernen Lieder und Spiele von damals“, sagt Birgit Holtenborg. Außerdem wird jedes Kind der Grundschule die
Ausstellung besuchen.
Erste Englischstunde
Auch die Erstklässler schauen genau hin, wenn es um
historische Dokumente geht. Neugierig blicken sie auf alte Zeugnisse und
Klassenfotos, stoßen dann auf einen Zeitungsbericht samt Foto von Birgit Holtenborg. „Da habe ich die erste Englischstunde
abgehalten“, erklärt die Lehrerin. Ein paar Meter weiter hilft Josef Rößmann den Kindern, die Entwicklung der Schülerzahlen aus
einer Kurve abzulesen: „Anfang der 50er Jahre sind hier noch über 250 Kinder
zur Schule gegangen – heute sind es 88.“