Welt- und Lokalgeschichte

1520 Menschen aus Deutschlands Osten waren nach dem Zweiten Weltkrieg in Nordkirchen, Südkirchen und Capelle zumindest vorübergehend untergebracht. Hunderte von ihnen zogen rasch in andere Teile des Landes weiter. Doch mehr als 1000 blieben hier. Mit ihren Kindern und Enkelkindern bilden sie heute einen nicht unerheblichen Bevölkerungsteil der Schlossgemeinde.

 

Eine gewaltige Integrationsleistung haben die Menschen vor 60 Jahren vollbracht - die Einheimischen genau wie die "Neulinge". Das funktionierte in Nordkirchen wie in vielen anderen Orten, ging aber beileibe nicht reibungslos vonstatten. Denn längst nicht immer wurden die Vertriebenen mit offenen Armen empfangen. Vor allem die "Evangelischen" hatten es im katholischen Westfalen oft schwer. Auch in den Ortsteilen der Gemeinde Nordkirchen können noch einige ein Lied davon singen.

 

Von all dem ist wenig bekannt. Sechs Jahrzehnte lang wurde kaum geredet über das Schicksal der 17 Millionen Vertriebenen und Flüchtlinge, einer Tragödie von welthistorischem Ausmaß. Das unterscheidet Nordkirchen nicht vom Rest der Republik. Damit ist jetzt Schluss. In seiner Aussstellung bringt der Heimatverein ein wichtiges Stück Geschichte, vor allem auch Lokalgeschichte, ans Tageslicht. Er lässt Nordkirchener Bürger zu Wort kommen und von ihrer erzwungenen Flucht berichten, von denen viele Jüngere heute gar nicht mehr wissen, dass ihre frühere Heimat im Osten lag.

 

Mit dieser Schau leistet der Heimatverein einen guten Beitrag zum Verstehen und zur Verständigung der Menschen. Matthias Münch

 

Montag, 24. April 2006 Quelle: Ruhr Nachrichten (Nordkirchen)