Nordkirchen - "Man hat oft
ganz eintönige Tage, aber der Gedanke an dem Liebchen daheim nimmt einem alles
Leid wieder fort."
Ein paar Zeilen, mit dunkler Tinte
auf ein vergilbtes Blatt geschrieben, in altdeutscher Handschrift. Und weiter
steht dort: "Deine Photographie ist mir ein teures Andenken, ich habe sie
ständig bei mir, wohin es auch geht. Wenn ich Dich erst so ganz nah bei mir
haben kann, dann ist mein Wunsch erfüllt."
Dokumente
Hubert Kersting ist gerührt, wenn
er die Zeilen seines Großvaters Bernhard Kersting liest, gerichtet an die
Familie, an die Frau. Zarte Worte, wahrscheinlich im Halbdunklen geschrieben,
irgendwo in Frankreich, an der Front des Ersten Weltkrieges im August 1918.
Hubert Kersting hütet die Feldpost seines Großvaters wie seinen Augapfel, hat
alles archiviert und in den Computer eingelesen. Wichtige Dokumente in der
Familiengeschichte. Auch für andere Familien, vermutet Kersting, der seit 2001
den Arbeitskreis Heimat- und Geschichtsforschung des Heimatvereins Nordkirchen
leitet. Die Post seines Großvaters, der den ersten Weltkrieg überlebte, im
Zweiten Weltkrieg jedoch fiel, brachte Kersting jetzt auf die Idee, in der
Gemeinde Nordkirchen nach ähnlichen Briefen zu suchen. "Der Arbeitskreis
Geschichtsforschung würde gerne eine Ausstellung mit Feldpost machen",
erzählt der 52-Jährige. Und erläutert: "Damit können natürlich die
Schicksale und die Dramatik, aber auch die persönliche Einstellung zum Krieg am
besten gezeigt werden." Wie eine solche Ausstellung aussehen würde, läge
am Material, so der Hobby-Historiker. Auf jeden Fall aber sollen die Briefe aus
dem heute schlecht lesbaren Altdeutsch "übersetzt" werden.
Details
"Und vielleicht kann man das
dann mit Bildern von den Schreibern bestücken", hofft Kersting. Denkbar
sei für ihn auch, aus dem Material einen Geschichts-Band zu machen. Garantieren
will er, dass allzu intime Details außen vor bleiben: "Ganz persönliche
Angelegenheiten lassen wir auf Wunsch natürlich raus." Insgesamt, so
Kersting, könne die Auswertung der Briefe durchaus ein Jahr dauern. "Dann
könnten wir in 2007 im Heimathaus die Ausstellung eröffnen." - Jochen
Müter
Ansprechpartner des
Geschichtskreises: Peter Wiegand (für Südkirchen), Tel. 780; Ludger Hanke (für
Capelle), Tel. 1360; Hubert Kersting (für Nordkirchen), Tel. 939327.
Samstag, 14. Januar 2006 Quelle:
Ruhr Nachrichten (Nordkirchen)