Capelle - "Wir wollen mit
diesen Dokumenten die Erinnerung an die grausamen und menschenverachtenden
Kriege und ihre Folgen wach halten," erklärte Erhard Huppert, Vorsitzender
des Heimatvereins Nordkirchen.
Seit Samstag findet im Heimathaus
in Capelle eine Ausstellung über Totenzettel statt. 270 Stück haben Erich
Rinschede, Hugo Kasberg, Karl Schäper. Klaus Erdmann, Josef Meinke und Peter
Wiegand aus Capelle, Südkirchen und Nordkirchen zusammengetragen.
Schwerpunktmäßig befasst sich die Ausstellung mit Kriegsgefallenen aus den
Weltkriegen 1914/18 und 1939/45.
Schlimme Schicksale
An den Formulierungen und
Datierungen der ausgestellten Todesanzeigen lassen sich grausame Schicksale,
Katastrophen und Ideologien herauslesen. So starb Wilhelm Schwarz,
Offiziersanwärter und Student der Medizin mit 21 Jahren "den Heldentod für
das Vaterland" am 15. Juli 1915. Was empfand die Mutter von Josef
Kampfschulte, als ihr der Tod ihres Sohnes mitgeteilt wurde, nachdem schon drei
weitere Söhne gefallen oder vermisst waren".
Besonders der Tod vieler
jugendlicher Soldaten zwischen 16 und 22 Jahren, die noch in den letzten Tagen
des Krieges starben, macht betroffen. "Unsere Idee zur Ausstellung vor dem
Volkstrauertag war, der jüngeren Generation vor Augen zu führen, dass sinnlos
junge Menschen geopfert wurden", so Erhard Huppert.
Der zweite Teil der Ausstellung
befasst sich mit bekannten Bürgern der drei Nordkirchener Ortsteile. Hier sind
die Todesanzeigen von Dr. M. Beerens, Kastellan Bernhard Rips, die
Heimatdichterin Elisabeth Ernst und viele weitere aufgeführt. Dabei sind
besonders die Formulierungen bei den Todesanzeigen von Frauen für die Zeit
typisch. Die Frau des Gutsbesitzers verliert völlig ihre Identität und wird als
"Frau Gutsbesitzer Franz Jagetho, Elisabeth Jagetho" tituliert.
Heute undenkbar die Anzeige
"Jungfrau Elisabeth Schulze Bliesing" für nicht verheiratete Frauen.
Bezeichnend auch noch die Formulierung für unverheiratete Lehrerinnen
"Fräulein Bernhardine Meinke, Lehrerin", obwohl schon hochbetagt. Aus
dem Nachlass der Lehrerin Theresia Stodt, die 1971 nach einem
"christlich-frommen Lebenswandel" verstarb stammt der Schrank, der
nun den kleinen Saal im Heimathaus ziert. – Aps
Die Ausstellung ist bis 27.
November zu besichtigen. Sie ist geöffnet samstags von 15 bis 19 Uhr, sonntags
von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Anmeldungen von Schulklassen, Gruppen
und Vereine außerhalb der Öffnungszeiten unter Tel. (02596) 701 bei Thygs.
Dienstag, 15. November 2005
Quelle: Ruhr Nachrichten (Nordkirchen)