Kurier brachte das Wild vom Schloss nach Berlin

Nordkirchen - Mit dem Jahresgeschichtsheft 2005 hat der Arbeitskreis "Freunde der Heimat- und Familiengeschichtsforschung" wieder eine Sammlung interessanter Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Nordkirchen zusammengetragen.

 

In acht Artikeln unterschiedlicher Länge nimmt er die Leser mit auf eine informative und unterhaltsame Zeitreise.

 

"Mein Artikel behandelt die desolate Verkehrssituation der Gemeinde zu früherer Zeit", erzählt Hildegard Schlutius bei der Vorstellung des Jahresgeschichtsheftes. Die Wege haben sich in den früheren Jahrhunderten in einem schlechten Zustand befunden, da sie nicht Teil der Hauptverkehrswege, zum Beispiel Dortmund - Münster, waren. "Es war eine große Schwierigkeit von hier weg zu kommen", erzählt sie. "Im Grunde ist das heute noch so", spielt sie auf die Situation des öffentlichen Personnahverkehrs anno 2005 an.

 

In der Küche des Herzogs

Über das Leben im Schloss Nordkirchen in den 40er Jahren schreibt Gertrud Naber. Von 1941 bis 1943 war sie in der Küche von Herzog von Arenberg beschäftigt. Im Schnitt mussten sie und zwei weitere Bedienstete, darunter ein Koch, der auch für Baron Rothschild gearbeitet hatte, 18 Personen beköstigen. Häufig wurden es aber mehr.

 

Selbst wenn der Baron von Arenberg nach Berlin fuhr, ließ er in seiner Nordkirchener Küche die Speisen zubereiten und in der Nacht per Kurier nachschicken. "Wir haben einmal 15 Hasen abgezogen", erinnert sich Gertrud Naber.

 

Nicht nur in der Reichshauptstadt aß er Wild. Wild stand in vielen Variationen auch in Nordkirchen häufig auf der Speisekarte. Aber auch Kalb, Rind, Gänse, Puten und Tauben ließen sich von Arenbergs schmecken. Nicht in den adeligen Kochtopf kam Schwein.

Glocken in Südkirchen

 

Gut erinnern kann sich Gertrud Naber auch an "die schönen Vorspeisen, die sehr viel Arbeit machten." Zum Beispiel an einen auf einer Silberplatte kunstvoll drapierten Hecht.

 

Einen Beitrag über die Glocken in Südkirchen hat Peter Wiegand verfasst. So berichtet er, dass bis auf die bisher älteste nachgewiesene Glocke aus dem Jahr 1653 alle in Gescher gegossen worden sind.

 

In der dritten Auflage des Geschichtshefts fehlen Artikel über das Leben in Capelle. Die Heimatfreunde des Ortsteils seien zurzeit stark mit dem Aufbau des Heimathauses beschäftigt, sagt Hubert Kersting, Leiter des Arbeitskreises. Dafür liege der Schwerpunkt der historischen Fotos in diesem Jahr im Ortsteil Capelle. – Hka

 

Das 90 Seiten starke Heft ist für 4 Euro im Kaufhaus Borgard, beim Verkehrsverein Nordkirchen sowie in den Filialen der Sparkasse und Volksbank erhältlich.

 

Donnerstag, 07. April 2005   Quelle: Ruhr Nachrichten (Nordkirchen)