Ungestört der Muße widmen

Nordkirchen - "Jeder findet in dem 600 Morgen großen Park ein Plätzchen, wo er ungestört sich der Muße widmen kann. Anglerfreunde können in dem äußeren Schlossgraben fischen", hieß es im Jahre 1926 über das Westfälische Versailles.

 

Im Mai 1922 wurde im Schloss Nordkirchen ein Erholungsheim für Postbeamte eröffnet. Postbeamte, die Mitglied in der Genossenschaft "Posterholungsheim Schloss Nordkirchen" waren, konnten sich in einem Kleinod wie dem Westfälischen Versailles von den Mühen des Alltags erholen.

 

Die Genossenschaft existierte auf der Grundlage von 3 Reichsmark als Geschäftsanteil pro Mitglied. Dieser Betrag wurde 1924 festgesetzt.

 

Die Fachverbände der Oberpostdirektionen Dortmund, Düsseldorf und Münster hatten sich zuvor verpflichtet, "zu den jährlichen Unterhaltungskosten des Heims beizutragen". Es war vieles für die Genossen geregelt, sogar: "Kinder müssen vier Jahre alt sein".

 

Auch für Kinder geeignet

Weiter wurde niedergeschrieben: "Das Heim ist wirklich eine Stätte, wo man reichlich Ruhe und Erholung finden kann. Auch für Kinder ist es ein beliebter Aufenthaltsort, um sich einmal regelrecht in Gottes freier Natur nach Belieben herumtummeln zu können."

 

Diese Zeilen hat Kuni Nägeler geschrieben, die Hubert Kersting, dem Leiter des Arbeitskreises "Freunde der Heimat- und Familiengeschichtsforschung", vor kurzem ein altes Heft übergeben hat, das ein Bernhard Treckler 1926 gedruckt vorgelegt hat.

 

Auf 40 Seiten wird ein Bericht abgegeben über die schöne Zeit des Schlosses als Erholungsheim, die 1933 endete. Die Einrichtung zur Erholung wurde nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten für deren Zwecke beschlagnahmt und unmittelbar zu einer politischen "Führerschule der NSDAP" gemacht.

 

Prächtiger Zustand

Dieses Kapitel ist jedoch nicht Gegenstand des Büchleins von Bernhard Treckler. Der Arbeitskreis hat einen Faksimile-Druck des Berichts erstellt. Der Nachdruck gibt einen Abriss der Geschichte des Schlosses bis in die 20er-Jahre und Schilderungen des prächtigen Zustandes, in den die Reichspost damals auch das Innere versetzt hatte. – Wim

 

Das Heft ist jetzt für zwei Euro in Nordkirchen im Kaufhaus Borgard zu haben, in Capelle bei Erhard Huppert unter Tel. 2318 und in Südkirchen bei Peter Wiegand unter Tel. 780.

 

Samstag, 05. März 2005 Quelle: Ruhr Nachrichten (Nordkirchen)