SÜDKIRCHEN - aus alten Zeiten
1030 - 1920
1030 | Erste urkundliche Erwähnung der Pfarrei Südkirchen innerhalb der großen Bauerschaft Ithari (Nordkirchen, Südkirchen, Capelle). Die erste Pfarrkirche soll, wenn auch urkundlich nicht belegt, aber wesentlich älter gewesen sein. Archäologische Funde im Flurbereich des Luftsenders belegen die Besiedlung der Osterbauerschaft bereits in der Jungsteinzeit. |
1378 | Errichtung einer Bauerschaftskapelle beim Hof Kohues. |
15. Jahrh. | "Am Kerhofe an der strate in Südkerken" (also neben der alten Pfarrkirche) bestand ein Freistuhl (Gerichtsort). Die heutige Bezeichnung „Esel" für den Gartenweg dürfte ein Hinweis hierauf sein. Diese Bezeichnung soll nämlich nichts mit der Tierart zu tun haben, sondern sich von der angeblich mittelalterlichen Bezeichnung „Eheselen" = Gesetzgebung herleiten. |
1498 | werden 137 steuerpflichtige Personen in Südkirchen gezählt. |
1572 | Kirchenvisitation. Gerhardus Hulshorst wird als Pfarrer ein gutes Zeugnis ausgestellt, lebt aber in einem außerehelichen Verhältnis. |
1614 | Erneute Kirchenvisitation. Ein Teil der Kirche steht kurz vor dem Zusammenbruch, das Pfarrhaus befindet sich in gutem Zustand. |
Um 1633 | war das Amt Werne, darunter Nordkirchen und Südkirchen, während des 30 jährigen Krieges von hessischen Truppen besetzt, die hohe Kriegssteuern erhoben. Der Pfarrer Ewerwin Low soll hierzu gesagt haben: „Wie ahme Südk iäsken, wie söllt Süldoten hollen un heppt sölwst keen Braut int Schapp." |
1662 | Erneute Kirchenvisitation. Feststellungen: Die Kirche ist klein, zu dunkel und nicht geräumig genug. Die Decke darin ist niedrig und besteht aus grobem, hölzernem Balkenwerk. Die Wände sind schwarz und mit verstümmelten Bildern bemalt. Das Pfarrhaus ist sehr zerstört. Der Friedhof befindet sich in schlechtem Zustand. 40 Schüler, 300 Kommunikanten wurden gezählt. |
1668 | Häuserregister des Amtes Werne über das Kirchspiel Südkirchen. Gezählt werden 262 Einwohner, 82 Pferde, 174 Kühe, 92 Schweine. |
1691 - 1694 | Neubau der jetzigen alten Pfarrkirche auf Betreiben von Pastor Baumeister. |
1720 | stiftet Pastor Baumeister eine neue Vikarie. |
1767 | standen nach Angaben von Küster Wiesemann in Südkirchen 121 Wohnhäuser. |
1785 | wird die Zahl der Einwohner mit 640 angegeben. |
1804 | In der Nacht vom L zum z. Januar brennen am Kirchhof (der sich damals noch
neben der Kirche befand) im Dorf die Häuser Voss, Wiegen Wissmann,
Ostermann, Schilling, Zumholz, Reher und Hertkens ab.
Ab 1. Januar gehört Südkirchen nach Auflösung des Amtes Werne zum neuen Kreis Lüdinghausen. Dieser besteht zunächst bis zum 31. Mai 1806. |
1808 | Die Leibeigenschaft wird aufgehoben. |
1813 | Im Rahmen der Befreiungskriege gegen Napoleon ziehen Kosaken durch Südkirchen. Bei Frohne richteten sie eine Pferdemetzgerei ein. Ein Kosaken-Leutnant wird in Surholts Obstgarten (heute Grundstück und Wohnhaus Dr. Heiermann) begraben. 3 Südkirchener fallen in diesen Befreiungskriegen. |
1816 | lebt der Kreis Lüdinghausen wieder auf. |
1820 | Die Häuser Plenter, Kortendiek und Meier brennen im Dorf ab. |
1827 | In der Schule sind 89 Jungen und 76 Mädchen. Bernhard Heinrich Döbbe läßt eine Bockwindmühle bauen. |
1830 | In Südkirchen kommen die ersten Regenschirme in Gebrauch. |
1833 | Bisher waren die Straßen in Südkirchen unbefestigt. Lediglich an den Seiten der Straßen waren eichene Fußschemmen (Fußstege) gelegt, die von den Landwirten unterhalten werden mußten. Nun beschließt man die Pflasterung. |
1834 | Pflasterung der Oberstraße. Aufhebung des Nachtwächterdienstes, dafür müssen die Einwohner dieses Amt wechselweise ausüben. |
1835 | Pflasterung der Unterstraße. Erneut müssen alle Anwohner helfen. |
1840 | Die Zündhölzer kommen in Gebrauch. |
1842 | Der Weg um die Kirche wird gepflastert. Bernhard Fiehe eröffnet den ersten Tuchladen in Südkirchen. |
1844 | Von jedem auswärtigen Fuhrwerk wird Pflastergeld erhoben. Die Straße nach Cappenberg und ein Teilstück des Weges in die Osterbauerschaft werden mit Sand ausgebaut. |
1845 | Auch der Weg bis zur Ortsgrenze nach Nordkirchen wird mit Sand ausgebaut. |
1850 | wird die Junggesellen-Sodalität (Bruderschaft) gegründet. |
1852 | Gründung des Männergesangvereins Concordia. |
1854 | In dem Hause Reher am Markt wird eine Mädchenschule eröffnet. |
1855 | betrug die Gesamtschülerzahl 182 Kinder. |
1856 | Bei Schulze Thüsing wird die erste Spitzdreschmaschine aufgestellt. |
1857 | Ein neuer Friedhof wird im Peppingholt (heutiger Ehrenfriedhof) angelegt und bis 1925 genutzt, weil der Friedhof an der Kirche belegt ist. |
1862 | wird die Jungfrauen-Sodalität gegründet. |
1868 | sind 200 Kinder schulpflichtig. Die Einwohnerzahl beträgt ca. 1100. Die Dorfstraße bis zur Grenze nach Selm wird neu gepflastert. |
1871 | Die Hundesteuer wird eingeführt. |
1873 | Am nördlichen Eingang des Dorfes wird ein Turnplatz mit Barren und Reck eingerichtet. Bertus Mense gt. Gormann betreibt die erste Mähmaschine. |
1875 | Bei einer Schulinspektion wird die Bevölkerungszahl mit 1060 an gegeben. |
1876 | Erstes Theaterspiel der Concordia bei Surholt. Bei Schulze Wierling arbeitet die erste Dampfdreschmaschine, auch die Windmühle erhält Dampfbetrieb. |
1880 | Gründung eines Lesevereins. Fester Ausbau der Straße nach Nordkirchen. |
1881 | Die Funnebrücke Südkirchen/Cappenberg erhält einen neuen Belag aus eichenen Bohlen. |
1883 | wird das Schulgeld aufgehoben. In der Vikarie wird eine Rektoratschule eingerichtet. Die ersten Straßenlaternen werden aufgestellt. |
1885 | Am 1. Mai wird eine Postagentur eingerichtet. Auch eine Postkutsche verkehrt nun zwischen Nordkirchen, Südkirchen und Capelle. |
1886 | Von der Postagentur wird die erste Telefonleitung nach Nordkirchen verlegt. Einrichtung einer Zwangs-Feuerwehr. Die Wirtshäuser müssen bei einbrechender Dunkelheit an der Straßenseite eine brennende Laterne haben. |
1887 | Am 4. Dezember wird der Südkirchener Spar- und Darlehnskassen verein gegründet. |
1888 | Bei der Mühle wird ein Sägewerk eingerichtet. Der „Esel" wird gepflastert, der Turnplatz mit Sand eingedeckt. Die Gemeinde kauft an der Bergstraße ein Grundstück zum Bau einer neuen Schule. |
1889 | Die Straße von Südkirchen nach Selm wird mit Hochofenschlacke ausgebaut. Der Zwangs-Feuerwehr werden zu den bisherigen 5 Mann 20 weitere zugeteilt. |
1890 | Die Straßen im Dorf und um die Kirche werden neu gepflastert. Der alte Friedhof an der Kirche wird eingefriedigt. Am 16. August Gründung der Molkerei-Genossenschaft, im Herbst Baubeginn der Molkerei. |
1891 | 10. März, Betriebsaufnahme der Molkerei. Gründung des Kriegervereins. Bau eines neuen Spritzenhauses am nördlichen Dorfausgang und Kauf einer neuen Feuerspritze. |
1892 | Die Mühle erhält einen neuen Dampfkessel. |
1893 | Bau eines Ringofens für die Ziegelei. |
1894 | Die Grützemühle bei Theodor Plenter wird außer Betrieb gesetzt. |
1895 | Ausbau der Straße Südkirchen-Cappenberg bis zur Werner Grenze. Bau der neuen Schule an der Bergstraße. Bei der Schulrevision werden 200 Schüler gezählt, die Einwohnerzahl mit 1035 festgestellt. |
1896 | Die frühere Mädchenschule am Markt wird aufgelöst. Umbau der alten Schule am Kirchplatz. Erste Wallfahrt mit der Eisenbahn nach Haltern. |
1897 | Pflanzung der Kaiser-Eiche zur 100jährigen Geburtstagsfeier von Kaiser Wilhelm
I. am nördlichen Dorfeingang.
Gründung der Amtskrankenkasse für Nord- und Südkirchen. Ausbau der Straße in die Osterbauerschaft in einer Länge von 350 m mit Hochofenschlacke |
1898 | Am 1. April eröffnet Anton Kohues ein Uhren- und Goldwarengeschäft.. |
1900 | Die Windmühle wird abgebrochen, dafür eine Dampfmühle gebaut.
Am 1. Dezember Volkszählung. Ergebnis: 1024 Einwohner, davon 529 männliche und 495 weibliche Personen. In der Gemeinde stehen 178 Häuser, davon 74 im Dorf, 72 in der Wester- und 32 in der Osterbauerschaft. Die Viehzählung bringt folgende Ergebnisse: 192 Pferde, 666 Stück Rindvieh, 889 Schweine, 45 Ziegen. 167 Schafe, 2559 Stück Federvieh und 58 Bienenstöcke. Daneben werden 3837 Obstbäume gezählt. |
1902 | Die Gemeinde erhält Privat-Fernsprechanschluß. |
1904 | In der Osterbauerschaft werden 5 Probebohrungen nach Kohle niedergebracht |
1905 | Gründung des Rindviehzucht-Genossenschaftsvereins, des Geflügelzuchtvereins und eines Ziegenzuchtvereins. |
1906 | Die Dorfstraße wird kanalisiert, die Kirchstraße neu gepflastert. |
1908 | Der Weg Südkirchen-Ehringhausen wird ausgebaut. Die Schule erhält wegen Überfüllung ein zweites Stockwerk. Gründung einer freiwilligen Feuerwehr. |
1909 | Der Weg nach Ehringhausen wird bis zur Gemeindegrenze mit Schlacke belegt |
1910 | 1. April, Elisabeth Ernst wird als Lehrerin angestellt. |
1911 | Die Straße durch die Osterbauerschaft wird bis nach Capelle ausgebaut. |
1913 | Die Bergstraße erhält eine Kanalisation. Beginn der Installation der elektrischen Straßenbeleuchtung. |
1914 | Ausbau des Weges zum Obsen, weiterer Ausbau der Kanalisation, neue Schlackendecke auf der Straße Südkirchen-Werne. |
1916 | 20 Kriegsgefangene werden in der Gemeinde beschäftigt. |
1918 | Bildung eines Soldatenrates. |
1920 | Anbringung der Ehrentafel in der Kirche mit den Namen der Gefallenen aus dem
1. Weltkrieg.
Jürgen Schirrmacher |
Wer für die Zukunft sorgen will,
muß die Vergangenheit
mit Ehrfurcht
und die Gegenwart mit Mißtrauen aufnehmen.
Joseph Joubert (1754 - 1824)