B. Schloss
Nordkirchen – Übersichtsplan
Auf
der Schlossinsel
1 Schloss
Nordkirchen
2 Schlosskapelle „Maria Himmelfahrt"
3 Venus-Insel
/ Nordpark
Im
Schlosspark
4 Im Park
5 Oranienburg
6 Ehemalige
Fasanerie
7 Orangerie
8 Kreuz Alte
Dorfkirche
9 Mensa
10 Hallenbad
11 Chinesischer Brunnen
12 Wohn- und Unterrichtsbereich Sundern
Das Schloss
Nordkirchen im Spiegel der Zeit
Von der ersten Burg zum heutigen
Schloss
Noch im 13.
Jh. fiel das Vogteirecht an ein Adelsgeschlecht, das seit 1275 Nordkirchen auch
als Lehen hielt: die Herren von Lüdinghausen, die sich später „von Morrien“ nannten. Sie vertraten damit den eigentlichen
Besitzer in Rechts- und Schutz-fragen, das Kloster Werden. Mit dem „Ritter
Johann“ begann die gesicherte Ahnenfolge dieses Geschlechtes.
Es wird
angenommen, das die Herren von Morrien
östlich der heutigen Schlossanlage am Gorbach ein befestigtes Haus bewohnten,
von dem noch heute eine ovale Erhebung mit Grabenring erkennbar ist. Es befand
sich nicht weit vom alten Dorf und der „Keimzelle“ Nordkirchens,
dem alten „Oberhof“ - beides östlich der heutigen Venusinsel, an die Außengräfte des Schlosses angrenzend, gelegen.
1350 kaufte ein Nachfahre, ebenfalls Johann v. Morrien genannt, die Erbmarschallswürde des Bistums Münster
und erreichte in der Folge politischen und gesellschaftlichen Aufstieg. Um den
Status auch zu repräsentieren, wurde nach 1398 an der Stelle des heutigen
Schlosses eine erste Burganlage errichtet, über deren Aus-sehen allerdings nichts
überliefert blieb. Erst über 100 Jahre später, nach weiterem politischem
Aufstieg der v. Morrien, erfolgte ein Ausbau der Burg
unter Gerhard v. Morrien zu einer stattlichen
Wasserburg.
Das alte Schloss Nordkirchen
(Zeichnung von Conrad Thelen 1703)
In diesem Zusammenhang wurde unter großem
Aufruhr, in den sogar Papst Klemens VII. einbezogen war, die alte, schlossnah
gelegene Kirche abgerissen und nebst Dorf an heutiger Stelle wieder aufgebaut.
Die Burganlage der von Morrien
Die entstandene Wasserburg wurde von einer
gewaltigen Wallanlage mit vier großen Batterietürmen gesichert. Sie war -
landesüblich - auf zwei Inseln gelegen: im Süden die Hauptburg, nördlich davon
die Vorburg. Der Zugang durch ein repräsentatives Torhaus befand sich
nordöstlich zum alten Dorf hin.
Nach dem
Aussterben der Nordkirchener Linie der Herren von Morrien erwarb der Fürstbischof Friedrich Christian von
Plettenberg-Lenhausen im Jahre 1694 ihre Güter. Nach
zahlreichen Entwürfen entschloss sich der Fürstbischof für einen kompletten
Neubau an Stelle der Burg nach Plänen von Gottfried Laurenz Pictorius.
Im Jahre 1703 erfolgte die Grundsteinlegung. Über 30 Jahre dauerten die
Bauarbeiten an der ganzen Anlage, bis die Pläne von Pictorius,
später von Johann Conrad Schlaun umgesetzt waren.
Fürstbischof
Friedrich Christian erlebte das jedoch nicht mehr – er starb 1706. Hausherr auf
Nordkirchen wurde sein Neffe „Ferdinand
von Plettenberg“.
Auf
der Schlossinsel
Schloss Nordkirchen von der Nordseite
1703 Grundsteinlegung durch den Bauherrn
Friedrich Christian von Plettenberg
1725 Fertigstellung der Bauten auf der
Schlossinsel
1913/14 Ergänzende und ersetzende
Bautätigkeit durch den Herzog von Arenberg
Betritt man
die Schlossinsel von Süden durch das Löwentor, so erschließt sich dem Besucher
die gesamte hufeisenförmige Anlage des größten Barockschlosses
Nordrhein-Westfalens, auch „Westfälisches Versailles“ genannt. Es ist seit 1958
im Besitz des Landes und wird noch heute durch die Fachhochschule für Finanzen
genutzt.
Ist auch der
ehemalige Wirtschaftshof mit den Marstallgebäuden überquert, erreicht man durch
das Frauentor den Ehrenhof (Cour d´honneur). Nach
Norden erhebt sich nun das eigentliche Hauptgebäude (Corps de Logis), das unter
Führung besichtigt werden kann Es besteht
aus einem Querhaus und beiderseits an-gefügten, fast quadratischen
Pavillons.
Der eher
klassizistisch als barock wirkende vorstehende Bereich in der Mitte (Risalit)
trägt mit seinen vier Pilastern im Giebelfeld das Wappen der Plettenbergs, von
zwei Löwen gehalten. Darunter, im Attikageschoss, symbolisieren vier
Frauenstatuen die vier Jahreszeiten. Das Gebäude beherbergt neben den zentral
liegenden Prunkräumen, verschiedenen Salons und Kabinetten im östlichen Flügel,
auch prächtig ausgestattete Gästezimmer für hohen Besuch im hinteren westlichen
Bereich (Kaiserzimmer). Besonders sehenswert sind die von J.C. Schlaun entworfenen Stuck-decken und die barocke
Holzvertäfelung des Speiseraumes.
Beiderseits
des Ehrenhofes erheben sich deutlich niedrigere, winkelförmige Gebäude mit
Ziegelpilastern und doppelt geschwungenen Giebelaufsätzen: westlich (links) der
Dienerschaftsflügel, östlich der Kapellenflügel. Er
enthält die zwischen 1705 und 1714 prächtig ausgestattete Schlosskapelle „Maria
Himmelfahrt“. Sie wird heute gerne für Hochzeiten genutzt. Das aufwendige
Portal der Kapelle und der Dachreiter mit seiner Glocke stellen die einzige
Abweichung in der Symmetrie der Schlossanlage dar.
Die Sonnenuhr im Schlossinnenhof
Auch das
Gebäude der Dienerschaft weist mit der Sonnenuhr eine interessante Besonderheit
auf. Sie gilt als einmalig in Mitteleuropa, denn die Ziffern geben nicht die
direkte Zeit an, sondern (mit Ausnahme der beiden äußeren) die Anzahl der
halben Stunden nach Sonnenaufgang (zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche am 21.3.
und 23.9. um 6.00 Uhr). Die 8 bedeutet mithin 6 Uhr + 8 x 0,5 Std. = 4 Std.,
also 10 Uhr.
Beide Flügel
waren ursprünglich vom Hauptgebäude getrennt. Die verbindenden Bauten wurden
erst 1913/14 auf Veranlassung des damaligen Besitzers, des Herzogs von Arenberg, hinzugefügt. Er fürchtete wegen eines
angekündigten Besuches Kaiser Wilhelm II. im Rahmen eines Manövers Unterbringungsprobleme. Trotz genauester
Anpassung der angebauten Gebäude ging die ursprünglich transparentere
Komposition des Baumeisters G. L. Pictorius verloren.
1913 wurden
auch die nach Süden anschließenden ursprünglich L-förmigen Wirtschaftsgebäude
durch helle repräsentative Vorgebäude ersetzt. Ursprünglich waren hier im
Westen Pferdeställe, im Osten ein Brau- und Backhaus vorgesehen.
Nachdem der Fürstbischof von Münster, Friedrich Christian von
Plettenberg, den Besitzkomplex Nordkirchen 1694 gekauft hatte, überzeugten ihn
zur Umgestaltung die Entwurfskizzen des weitestgehend unbekannten
Landingenieurs Gottfried Laurenz Pictorius. Dieser hatte seine Pläne bis zum
Jahre 1702 konkre-tisiert und später auch seinen jüngeren Bruder Peter
Pictorius als Werkführer mit auf die Baustelle geholt.
Die
Überlagerung der Pläne von altem und neuem Schloss zeigt, wie Pictorius die vorgefundenen Gegebenheiten für den Neubau
nutzte. So markieren drei der vier achteckigen Eckpavillons - einer von ihnen
wird heute als Dependance des Standesamtes für Hochzeiten genutzt - noch die
Position der alten Pulvertürme.
Die alte
Westseite musste allerdings zu einem Rechteck begradigt, die Innengräfte zugeschüttet und der Wall abgetragen werden.
Die alte Außengräfte blieb jedoch erhalten und ist
noch heute sichtbar.
1703 begannen die eigentlichen Bauarbeiten auf der
Schlossinsel mit der Grundsteinlegung durch den Fürstbischof. Als dieser 1706
starb, waren einzelne Baukörper des Schlosses bereits im Ansatz erkennbar. Das
Erbe trat zunächst sein Neffe Werner Anton an, der, noch zu einer Bildungsreise
im Ausland weilte, vom Bruder des Kurfürsten Domprobst Ferdinand v. P.
vertreten wurde. Er ließ die Bauarbeiten in Nordkirchen plangemäß
weiterlaufen.
1711 starb
auch Werner Anton, damit rückte sein Bruder Ferdinand in der Erbfolge nach. Er
stand 1712 mit 22 Jahren allein vor dem großen Bauvorhaben. Allerdings waren zu
diesem Zeitpunkt die Hauptgebäude des Schlosses bereits im Rohbau fertig.
Ferdinand
heiratete noch im selben Jahr Bernhardine Felicitas v. Westerholt zu Lembeck
und bestimmte später als Reichsgraf Europas Politik entscheidend mit. Er ließ
nicht nur das Schloss weitaus prachtvoller ausstatten, als von seinem Onkel
ursprünglich gedacht, sondern wurde mit seiner Frau auch zum Geldgeber und
Initiator weiterer Bauwerke im Dorf.
Anfang
der 20er Jahre waren die Pictoriusbrüder bereits dem
Rentenalter nahe. Reichsgraf Ferdinand zog deshalb als weiteren Baumeister den
jungen Artillerieleutnant und Architekten Johann Conrad Schlaun
hinzu. Er arbeitete in den nächsten Jahren gemeinsam mit den Pictoriusbrüdern und übernahm erst nach dem Tod des
Gottfried Laurenz Pictorius die alleinige Leitung.
Nach seinen Vorstellungen entstanden vor allen Dingen Teile der
Innendekoration, der Schlossgarten mit seinen Gebäuden und weitere Gebäude im
Dorf.
1733 fiel
Reichsgraf Ferdinand bei seinem Herrn Fürstbischof Clemens August v. Bayern in Ungnade und wurde
aller seiner Ämter enthoben. Er starb 1737 in Wien. Frau Bernhardine und Sohn
Franz Josef hinterließ er nicht nur das fertige Schloss, sondern auch die Last
der Schulden und Hypotheken.
2. Schlosskapelle
Über
dem Portal der Schlosskapelle „Maria
Himmelfahrt" erkennt man die Figuren
des Evangelisten Johannes und des
hl. Antonius von Padua, sowie die Inschrift der Grundsteinlegung: Die
Schlosskapelle wurde in den Jahren 1705
bis 1710 durch Gottfried Laurenz Pictorius errichtet.
Nach
dem Eintreten offenbart ein Blick nach oben die
prächtige Stuckdecke des italienischen Meisters Stefano Melchior in hochbarocken Stil. Sie umrahmt das zentrale
Deckenbild „Maria Himmelfahrt" von Martin Pictorius,
einem Bruder des Baumeisters. Es gilt als technische und künstlerische
Meisterleistung. Die Darstellungen der vier Evangelisten in den Eckmedaillons
wirken bei gedämpftem Licht wie Gemälde, heben sich aber plastisch vom
Untergrund ab.
Die
Gemälde in den runden Wandvertiefungen stellen die vier Kirchenväter dar:
Augustinus, Gregorius, Ambrosius und Hieronymus. Auch das Leben Jesu Christi
ist auf Bildern vor-handen, dazu Maria und Josef im
Blumenkranz, sowie zweimal der hl. Sebastian.
Der
jetzige Altar ist eine Stiftung des Grafen Nikolaus Franz von Esterhazy-Galantha und wurde im Stil des Rokoko in Ottmarsbocholt, etwa um 1850 geschnitzt. Die Glasfenster
in der Altarnische zeigen links das Plettenberger Hauswappen und rechts das
Familienwappen der Esterhazys. Die Madonna als Bekrönung des Altaraufsatzes
wurde erst 1976 als Ersatz für eine silberne Madonna angeschafft. Die
Schlosskapelle wird gerne als Hochzeitskapelle benutzt, jährlich finden hier
zahlreiche Trauungen statt.
3. Venus-Insel (Nordgarten)
Luftbildaufnahme der Venus-Insel
mit Schloss Nordseite
Verlässt
man den Innenhof des Schlosses über eine der drei großen Brücken, so gelangt
man über den Wall, der Innen- und Außengräfte trennt,
zum barocken Nordgarten der „Venusinsel“. Durch die beeindruckende Wiederherstellung
dieses Geländes nach authentischen Vorlagen und Originalplänen kommt dem
Schlosspark Nordkirchen heute besondere Bedeutung zu.
Die
Rekonstruktion wurde 1989 bis 1991 ausgeführt, unterstützt durch den
Kulturfonds der Europäischen Gemeinschaft sowie das Land Nordrhein-Westfalen
und die Fachhochschule für Finanzen.
Einige
Zahlen sprechen für sich:
•
Gesamtgröße inklusive Schlossterrasse und Promenoires:
240 x 130 Meter = 31 200 qm;
•
Buxuseinfassungen um Broderien und Blumenrabatten:
4250 Meter, zehn Stück pro Meter
•
flächige Buxusornamente: 270 Quadratmeter
•
Kiesflächen (Rasenparterre, Broderieparterre und Zierwege,
(Breite 60 Zentimeter) aus weißem
Carraramarmor mit 2.250 qm
• Bandeisen:
2 000 Meter
Im
Schlosspark
Skulpturen in der Kastanienallee im Westpark
4. Im Park
• Gesamtgröße Schlosspark Nordkirchen: 72 Hektar
• Gesamtlänge der 23 Alleen: 7,5 Kilometer
Nordkirchen
wird heute in einem Atemzug genannt mit den bedeutenden Gärten des
französischen Barock in Schwetzingen und Brühl. Dies ist sicherlich ein
Verdienst der wiederhergestellten Venusinsel. Aber auch Teile der ursprünglich
weitaus imposanteren Anlage sind als wichtiges Zeugnis Schlaunscher
Gartenarchitektur noch erkennbar, so der von Kastanienalleen flankierte
Westgarten.
Die
gesamte Anlage war immer reich an Skulpturen. Ein großer Teil von ihnen ist
allerdings im Laufe der Zeit verwittert und zerbrochen. Wenn dennoch heute dem
Besucher die vielen hell leuchtenden Steinvasen, Tiere und allegorischen
Gestalten auffallen, so sind dies zumeist Gartendekorationen, die zwischen 1903
und 1914 bei der Wiederherstellung der
Barockgärten, vornehmlich der Venusinsel, neu geschaffen wurden.
Kaum
eine Originalfigur steht heute noch an ihrem alten Platz, mit Ausnahme der
großen Plastiken in den beiden Kastanienalleen des Westgartens: Die ältesten
Nachrichten über eine Lieferung dieser Skulpturen gehen in das Jahr 1721
zurück. Damals hat der münstersche Bildhauer Johann
Wilhelm Gröninger mit seiner Werkstatt eine Folge von Göttergestalten der
Antike geliefert, die 1725 bei der Pflanzung der beiden Kastanienalleen zwischen den Bäumen nach Anordnung Schlauns aufgestellt wurden. Schlaun
entwarf auch die eleganten Ziegel-Werkstein-Sockel dafür. 1724 fertigte der
Bildhauer Panhoff vier Figuren, die bei der Oranienburg
aufgestellt wurden, von 1732 bis 1734 der Bildhauer Ch. Manskirch
eine größere Serie von Skulpturen, darunter Statuen des Mars, Saturn, Faunus,
der Flora und Venus, sowie „Kindl", also von Putten. Die wechselvolle
Geschichte der Gärten im Überblick:
1704 bis 1707: Anlage des ersten Barockgartens
im holländischen Stil (Westgarten); davon noch erhalten: die Rundtürme als
ehemalige Gartenbegrenzung
1725 bis 1734: Umgestaltung
in französischen Barock und Ausweitung nach Westen (Westgarten) durch den westfälischen
Baumeister Johann Conrad Schlaun. Es entstanden:
Rasen- und Broderieparterre mit großem Bassin und Fontänen; Pavillons, hohe
Hecken, Taxuspyramiden
ab 1834: komplette Umwandlung des
barocken Nordgartens und der Schlossinsel in einen englischen Landschaftsgarten
durch Maximilian Friedrich Weyhe (Düsseldorf) mit Schlängelwegen, Teichen,
Brücken, Wasserläufen
1906 bis 1914: Umgestaltung der im
Landschaftsstil angelegten Flächen (Nordgarten) in Neubarock durch den
französischen Gartenarchitekten Achille Duchene.
Verlegung der Landstraße Nordkirchen – Südkirchen und Gestaltung des
Ostparks
1918 bis 1950: Verfall der Gesamtanlage
1980: Auftrag für ein Parkpflegewerk vom Finanzministerium
des Landes NRW mit dem langfristigen Ziel der Wiederherstellung und Pflege der
alten barocken Parkanlagen
1991: Rekonstruktion der Venusinsel
abgeschlossen, Wieder-herstellungsarbeiten im Ostgarten
Die Oranienburg
1715 durch Peter Pictorius d. J. als Gartenkasino errichtet
1725
Erweiterungsbauten durch J.C. Schlaun
1913/14 Anbau der
Seitenflügel durch den Herzog von Arenberg
Heute Sitz der Verwaltung der Fachhochschule.
5. Oranienburg
Die Oranienburg war bereits 1715 als
eingeschossiges Orangeriegebäude durch Peter Pictorius errichtet worden. Ihre Erd-geschossfassade
ist durch den Wechsel von Ziegelblendfeldern und Sandsteinrahmungen der Fenster
und Türen rhythmisch gegliedert. Auffällig sind die eingezogenen und
abgerundeten Ecken an den Eckpavillons, ein Motiv, das auch bei Schlaun später wiederholt zu finden ist. Er erweiterte die
Orangerie ab 1725 zu einem zweigeschossigen Gartenkasino und Sommer- schloss
mit Festsaal. Die Fassadengliederung des Obergeschosses passte er dem
Untergeschoss einfühlsam ein, variierte jedoch fantasievoll die
Fensterrahmungen. Hinter der Oranienburg lag ein üppiger Parterregarten mit
dreieckiger Broderiefläche, westlich folgte ein Irrgarten. Die beiden
Seitenflügel ließ 1913/14 der Herzog von Arenberg
anfügen. In der Oranienburg ist heute die Verwaltung der Fachhochschule für
Finanzen untergebracht. Im großen Festsaal finden Konzerte und Veranstaltungen
statt.
Ehemalige Fasanerie um 1910
1727 – 1734 nach Plänen von J. C. Schlaun
zur Fasanenzucht errichtet
1935 abgebrochen.
6. Fasanerie
Durch
den Irrgartenbezirk von der Oranienburg getrennt, lag weiter westlich die von
1727 bis 1734 durch J. C. Schlaun errichtete
Fasanerie, umrahmt von einem ca. 90 mal 40 Meter messenden, hohen
Mauerrechteck. Sie diente als Windschutz und
Sicherung gegen Raubtiere. Nach dem Abbruch der Fasanerie 1935 stehen
heute noch Reste mit den beiden Torpfeilern.
Das
eigentliche eingeschossige Fasaneriegebäude bestand aus einem Mittelpavillon
mit Mansarddach, zwei viertelkreisförmig vorschwingenden Galerien mit
Satteldächern und zwei Stirn-pavillons, die mit
geschweiften Dächern versehen waren. Im Mittelpavillon war die Wohnung des
Fasanenmeisters untergebracht. In den beiden Galerien, deren Bögen später durch
Fenster geschlossen wurden, befanden sich Volieren. In dem halbkreisförmigen
Vorhof lagen weitere Gehege, ebenso südlich davon im ummauerten Bezirk
Orangerie
1727-1734 nach Plänen
von J. C. Schlaun zur Unterbringung exotischer
Pflanzen erbaut
7. Orangerie
Im
nordwestlichen Bezirk des Schlossparks entstand ebenfalls von 1727 - 1734, wie
schon die Fasanerie, die Orangerie nach den Plänen von J. C. Schlaun. Den Flachgiebel an der Südseite schmückt damals
wie heute das Allianzwappen Ferdinands
v. Plettenberg unter der Grafenkrone und
der Kette des Goldenen Vlieses. Darüber hinaus hat Schlaun
jedoch bei diesem Bauwerk das Funktionale eines Zweckbaues betont. Laut
Grundriss bestand die Orangerie nur aus einem Raum mit zwei angesetzten
Gewächshäusern zur Aufnahme exotischer
Pflanzen und Bäume. Mehrere Öfen beheizten im Winter die Anlage. In den beiden
Flügeln befanden sich die Gärtnerwohnungen.
Das
vor dem Gebäude liegende Gelände wurde als Gemüsegarten genutzt und war durch
ein Wegekreuz in vier kleinere Quadrate geteilt. Heute stehen in dieser
Gartenregion größtenteils Bäume. Die
Orangerie ist in privater Hand und wird als Wohn- und Ausstellungsraum genutzt.
Erinnerungskreuz
der ersten Dorfkirche
1609 Errichtung des ersten Kreuzes
1860
Erneuerung durch den Grafen von Esterhazy
1975
Anbringung eines neuen Korpus
An dieser
Stelle des heutigen Schlossparks, einige Meter östlich der Venusinsel, standen
bis 1524 die erste Dorfkirche Nordkirchens und in der
Nähe die Gehöfte des alten Dorfes. Gerhard von Morrien,
damals Schlossherr auf Nordkirchen, ließ sie kurzerhand abreißen, weil er von
dort im Kriegsfall Beschuss seiner Burg fürchtete. Zur Auflage wurde ihm die
Errichtung eines neuen Gotteshauses an der jetzigen Stelle gemacht. Später
erinnerte eine Kapelle, ab 1609 ein Kreuz an die alte Kirche.
Das Kreuz
wurde 1860 durch die damaligen Schlossbesitzer Esterhazy erneuert. Im Jahre
1975 erhielt es einen neuen Korpus, ein Werk der Künstlerin Tisa
von der Schulenburg.
9.
Mensagebäude der Fachhochschule für Finanzen
Das Gebäude dient außer zur Verpflegung der
Studierenden auch für Veranstaltungen und Ausstellungen. Beachtenswert ist
die Hohlspiegelwand im Foyer - ein Werk
des bekannten Künstlers Adolf Luther (24.4.1912 -
20.9.1990). Die vier Edelstahlscheiben-Plastiken vor der Mensa wurden von Erich Reusch
geschaffen.
Hallenbad
1972
gemeinsam mit der Mensa erbaut
10.
Hallenbad und Sporthalle
Der
Gebäudekomplex wurde bis zum 31.12.2006 vom Land NRW unterhalten. Heute im
Besitz der Gemeinde dient es der Bevölkerung von Nordkirchen und den
Studierenden als Hallenbad und Sporthalle.
Chinesischer Brunnen
1910 - 1914
Modellierung der Skulpturen durch den Bildhauer Reicks
aus Lüdinghausen für den Herzog von Arenberg
11.
Chinesischer Brunnen
Die Figuren des Brunnens stellen Ackerbau,
Fischfang, Kultur, Kaste, Religion, Musik u. 2 Krieger dar. Sie säumten früher
den Ostgarten und stehen seit 1972 an ihrer jetzigen Stelle. Hier sollte
ursprünglich ein Denkmal der Familie von Arenberg
stehen.
2006
anstelle eines Vorgängerbaus fast vollständig neu errichtet
12.
Wohn- und Unterrichtsbereich Sundern
Der
Gebäudekomplex ist Teil der Landeseinrichtung „Fach-hochschule
für Finanzen von NRW“. Hier werden Finanzbeamte für den gehobenen Dienst in der
Finanzverwaltung des Landes ausgebildet und untergebracht.